Gedanken zum Johannesevangelium

Andacht Newsletter März

Ein Wort aus den Abschiedsreden unseres Herrn für die Seinen:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zu meinem Vater gehe“ (Joh 14,12).

Im Alpha-Hauskreis beschäftigen wir uns gerade intensiv mit dem Johannesevangelium. Es ist mein – zusammen mit dem Römerbrief – liebstes Buch im Neuen Testament. Kein anderes Buch der Bibel habe ich so oft gelesen wie das Johannesevangelium und es ist auch das erste Buch der Bibel überhaupt, das ich gelesen habe. Wer die Bibel beginnt zu lesen, dem empfehle ich von Herzen: beginne mit Johannes! Warum? Die Antwort steht in 1,18:
„Niemand hat Gott gesehen, der eingeborene Sohn, der im Schoße des Vaters ist, der hat uns Aufschluss über ihn gegeben“.
Wenn ich wissen will, wer Gott ist, wie Gott ist, muss ich Jesus kennen. Er ist der Offenbarer Gottes! (siehe auch Hebr. 1,1). Und gerade das Johannesevangelium beschreibt uns den ewigen Sohn Gottes wie kein anderes Evangelium! Es lohnt sich also, es gut zu kennen!

Von Joh. 1,19-12,50 beschreibt uns Johannes das öffentliche Wirken des Herrn. Dabei zeigt er zuerst (von 1,19 bis 4,54) wie Jesus, das Licht, sich ausbreitet.
Dann aber von 5,1 an berichtet er davon, wie der Hass auf das Licht stetig wächst und schließlich in dem offiziell gefassten Beschluss des Hohen Rats gipfelt, Jesus von Nazareth zu töten: „Von jenem Tage an beratschlagten sie nun, ihn zu töten“ (11,53).

In Kapitel 12,20-36 wendet sich der Herr zum letzten Mal an die Öffentlichkeit, danach „ging (er) hinweg und verbarg sich vor ihnen“ (37).
Nun ist er, von den Menschenmengen verborgen, mit den Seinen allein. Zu ihnen spricht er von Dingen, die nur für sie gedacht sind. Wir nennen das, was jetzt folgt, die Abschiedsreden (Kap. 13-17), denn mit ihnen nimmt der Herr Abschied von seinen Jüngern, und er bereitet sie vor auf die Zeit, in der sie den Weg des Glaubens und der Nachfolge ohne ihn würden gehen müssen.

Aus diesen Abschnittsreden nun ist oben genanntes, ganz erstaunliches Zitat:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.“

Hier kündigt der Herr eine Sache an, die seine Jünger mit Sicherheit nie erwartet hätten!
Er würde nicht aufhören zu wirken, nachdem er zum Vater zurückgekehrt war. Vielmehr würde er sein Werk fortsetzten – allerdings nicht direkt, sondern indirekt, nämlich durch die Jünger.

Lasst uns ein wenig genauer hinschauen:
„Wahrlich, wahrlich“: Mit dieser doppelten Beteuerung leitet der Herr eine bisher unbekannte Wahrheit ein. Er eröffnet den Jüngern die nie für möglich gehaltene Aussicht, dass sie nach seinem Weggang die gleichen Werke tun würden wie er, ja, sogar noch größere. Kann das wirklich sein, fragen wir uns, noch größere Werke als der Herr selbst?
„Wer an mich glaubt“: Das ist die Bedingung. Wenn sie nicht glaubten, würde der Herr seine Werke nicht durch sie tun können. Glaubten sie an ihn, würden sie die gleichen und noch größere Werke tun, und diese würden der Welt beweisen, dass Jesus der Sohn Gottes ist.
„wird die Werke auch tun, die ich tue“: Die Werke, die der Herr tat, waren die Werke des Vaters und deshalb zeigten sie, dass der Vater im Sohn war. Aber das Wirken des Vaters und des Sohnes sollte nach Jesu Weggang aus dieser Welt nicht aufhören! Nein, die Werke des Sohnes würden in den Glaubenden und durch die Glaubenden fortgesetzt!
„weil ich zu meinem Vater gehe“: Der Herr sagt nicht „obwohl“, sondern „weil“ er zum Vater geht.
Seine Werke würden die Jünger tun, „weil ich zu meinem Vater gehe“.
Nachdem der Herr sein Werk vollbracht hatte, wurde er auferweckt, zu Gott erhöht und verherrlicht. Und als er verherrlicht war, sandte Gott den Heiligen Geist (Pfingsten), wie Jesus bereits in Kapitel 7,39 angekündigt hatte. Erst nachdem der Heilige Geist gekommen war, konnte der Glaubende die Werke tun, die “größer als diese“ waren. Größer als alle Zeichen und Wunder, die der Herr auf Erden getan hatte.
Aber kann das denn wirklich sein, Geschwister? Wie können wir größere Werke als unser Herr tun?
Was meint der Herr mit „größeren Werken“, was bedeuten sie?
Ich meine Folgendes:
Als Jesus auf der Erde war, hatte er Aussätzige gereinigt, er hatte Brote gemehrt und schließlich sogar Tote auferweckt! Wunder, die Ihn als den, „der da kommen soll“, bestätigt haben.
Als er in Johannes 9 den Blindgeborenen sehend macht, ist des Staunens kein Ende: „Seit die Welt steht, ist nicht gehört worden, dass jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan hat“ (11,32).

Und doch: Alle diese Werke hatten einen Mangel – sie waren von vorübergehender Wirkung.
Die von den Broten gegessen hatten, bekamen nach einiger Zeit wieder Hunger, die von ihm Auferweckten mussten nach einigen Jahren doch sterben.
Jetzt verstehen wir, was die größeren Werke sind. Der Herr würde in der Kraft des Heiligen Geistes durch die Apostel größere Wunder tun: Durch die Verkündigung des Evangeliums – durch die Verkündigung des Wortes vom Kreuz, welches denen, die gerettet werden, eine Kraft Gottes ist (1. Kor. 1,18) – würden die Apostel (und alle wahren Christen nach ihnen) Wunder tun, die von bleibender Wirkung waren.
Wer von den Sünden gereinigt wurde, war auf immer geheiligt, und wer aus geistlichem Tod auferweckt wurde (siehe Joh. 5,24), empfing unverwesliches Leben (vgl. 2. Tim. 1,10) und ewige Herrlichkeit. Kurz, empfing damit alles, was der Geist denen mitteilt, die dem Evangelium glauben.

Ist das nicht ermutigend auch für uns? Lasst uns nicht müde werden, unsere Mitmenschen mit dem Evangelium zu erreichen und so Werkzeuge unseres Herrn zu sein, damit Er durch uns wirke, damit Sein Werk weiter getan werde, bis Er wieder kommt.

Christoph Zolg