„Im Klammergriff der Grippe…” oder „Ansteckungsgefahr“

Andacht: „Im Klammergriff der Grippe...” oder „Ansteckungsgefahr“

Die saisonale Influenza („echte“ Grippe) löst jährlich im Winterhalbjahr eine Grippewelle in unterschiedlichem Ausmaß aus und führt regelmäßig zu einer erheblichen Anzahl von Arztbesuchen, Krankenhauseinweisungen und sogar Todesfällen. Hauptsächlich zirkulieren Influenzaviren zwischen Anfang Oktober und Mitte Mai. Dieser Zeitraum ist die Grippesaison. Wenn die Grippe unser Land dann im Klammergriff hat, kann es schon mal sein, dass ein Kinderarzt an einem Spitzentag 193 Kinder zu versorgen haben.
Ärgerlich ist es vor allem, wenn man sich bei einem anderen die Grippe holt. Dann bereut man, dass man nicht zu Hause geblieben ist. Oder man macht dem anderen sogar den Vorwurf, dass er nicht zu Hause geblieben ist. Der eine oder andere verwehrt einem zur Begrüßung auch schon mal die Hand. Wir wissen: Es besteht begründete Ansteckungsgefahr.
Seit dem 16. Jahrhundert wird das Wort „anstecken” dafür gebraucht, um genau das zum Ausdruck zu bringen: Vorsicht – die Krankheit könnte sich auf dich übertragen.
Es gibt auch im geistlichen Leben eine „Ansteckungsgefahr”. Gemeint ist: Es besteht die Gefahr, dass ich angezündet, dass ich in Brand gesteckt werde, dass ich mich infiziere. Diese „Gefahr” wird in der Bibel mit dem Heiligen Geist in Verbindung gebracht. Wenn wir uns auch in Sachen Grippe keine Ansteckung wünschen, so ist die Ansteckungsgefahr mit dem Geist Gottes in der Bibel ein erwünschtes, ja gar ein hochersehntes Anliegen. „Stecke mich an, Heiliger Geist!“ – so könnte ein Gebet lauten, das gut und gerne (nicht nur) an Pfingsten gebetet werden kann. Und alle Pfingstlieder in unserem Gesangbuch sprechen genau diese Sprache.
Dann bleibt noch die Frage: Womit soll uns der Geist anstecken? – Da es der Geist Jesu Christi und der Geist des Vaters ist, kann er uns nur mit dem anstecken, was das Thema des Sohnes und was das Thema des Vaters ist. Nämlich die Einladung zur Gemeinschaft und zur Heiligung, mittendrin im Leben. Diese Einladung spricht er aus. Sie gilt mir in gleichem Maße, wie sie jedem anderen gilt. Sich dafür anstecken zu lassen ist heilsam, gut und
Gott wohlgefällig. Lasst uns das für wichtig halten: Zu einer angesteckten und ansteckenden Gemeinde zu werden. Hast Du dafür Temperatur? – „Stecken wir uns an!“. Theologisch präziser: „Lassen wir uns anstecken!“
Frank Mader

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ 1. Kor. 3,16