Meine Zeit steht in deinen Händen
Meine Zeit steht in deinen Händen,
nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. (Peter Strauch, 1981)
Das Lied von Peter Strauch greift Worte aus Psalm 31 auf. Dort heißt es in V. 15 und 16: „Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.“
Bewusst wahrgenommen habe ich dieses Lied zum ersten Mal während meines Praxissemesters in einer Kirchengemeinde. Es hat mich nicht mehr losgelassen. Immer wieder tauchten diese Sätze auf. Es war, als ob Gott mich auf etwas aufmerksam machen möchte. Etwas, das ich doch eigentlich längst wusste, oder? Klar, ich weiß ja, dass meine Zeit in seinen Händen steht!
Meine Gedanken waren zu dieser Zeit damit beschäftigt herauszufinden, ob ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Mein beruflicher Weg führte mich zunächst nicht in die Arbeit in der Kirche. Ich hatte vorher ein anderes Studium begonnen und dies dann abgebrochen. Keine leichte Entscheidung, die Bremse zu ziehen und in eine andere Richtung weiterzugehen. Was ich damals dachte und sicher auch andere Menschen in meinem Umfeld: Was für eine verschwendete Zeit!
Ich war also über diesen Umweg in meinem Religionspädagogik-Studium und damit in einer kleinen Kirche mit großartigen Menschen in der Nähe von Freiburg gelandet. Hier ließ mich nun dieses Lied nicht mehr los.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Ohne es zu bemerken hatte ich dies in Frage gestellt:
Steht meine Zeit wirklich in Gottes Händen? Auch diese Jahre im „falschen“ Studium?
Wir Menschen denken oft so klein. Doch Gott weiß über alle Zeit der Welt Bescheid. Über das Gestern, das Heute und das Morgen. Er ist der Schöpfer der Zeit, er hat den Überblick. Und doch lebe ich viel zu oft mit der Einstellung: Meine Zeit steht in meinen Händen.
Wenn ich alles unter meiner Kontrolle habe, ist es doch irgendwie sicherer, oder?
Es fällt uns Menschen so schwer, diese Kontrolle auch mal abzugeben. Vielleicht war deshalb auch dieser Schritt in mein neues Studium so schwer und belastend für mich. In meinem menschlichen Denken war es einfach so viel verschwendete Zeit.
Doch mein Gott, der den Überblick hat über das Gestern, Heute und Morgen, er hat genau gewusst, dass ich diese „verschwendete“ Zeit brauche, um zu wachsen, zu lernen und mich selbst zu finden. Da bin ich mir ganz sicher. Ohne diese Zeit wäre ich heute nicht an diesem Ort und nicht die Person, die ich bin.
Wenn Gott mich während dieser kleinen Krise, in der ich auf der Suche nach mir selbst und nach meinem Weg war, nicht allein gelassen hat, ja, dann wird er mich auch in Zukunft nicht allein lassen!
Das weiß ich jetzt nicht nur, das spüre ich. Und nun kann ich ruhig sein, auch in unruhigen Zeiten.
Madeleine Wöhrle