Vater Unser im Frühling

Vater Unser im Frühling

Es grünt, es sprießt, es lebt neu auf: Der Frühling ist angekommen und Gott sei Dank begleitet er uns die nächsten Wochen und erfreut uns mit wärmerem Wetter, weniger Schniefnasen (zumindest erkältungstechnisch) und viel Grün. Die Natur lebt durch den Frühling in Gottes Schöpfung von Neuem auf!

Wie die Natur brauchen auch wir in unserem Glauben immer wieder Frühlingsmomente:
Ein gutes, offenherziges Gespräch, bei dem Jesu Liebe hindurchschimmert.
Ein schöner Gottesdienst, bei dem ich Gott spüre.
Eine gute Tat, vom Heiligen Geist inspiriert und beflügelt.

Denn manchmal kommen wir in einen Trott, bei dem unser Glaubensleben eben nicht grünt, sprießt und neu auflebt. Ein gutes Beispiel dafür ist das Vater Unser. Wir beten es jede Woche, vielleicht auch mehrmals die Woche und denken selten über die Worte und die Bedeutung nach.

Einer sehr besonderen Frau ging es mit dem Vater Unser jedoch anders: Simone Weil. Sie war eine Philosophin und Mystikerin, die im letzten Jahrhundert lebte. Damals lernte sie das Vater Unser auf Griechisch auswendig und betete es mit hoher Aufmerksamkeit jeden Morgen. Die Aufmerksamkeit war für sie ein wichtiger Schlüssel, das Bindeglied zwischen uns Menschen und Gott: Nach ihrem Verständnis war es der Schritt von einem passiven Warten hin zu einem aktiven Er-warten. Sie schrieb: “Im Gebet richtet die Seele alle Aufmerksamkeit, derer sie fähig ist, auf Gott.”

Mit dieser Haltung, wie sie Aufmerksamkeit verstand, konnte in ihr, die eher skeptisch einem Glaubensleben gegenüber stand, doch ein Frühling wirken: Ihr Glauben grünte, spross und lebte neu auf.

Ich lade auch euch dazu ein: Das Vater Unser zwar nicht auf Griechisch auswendig zu lernen, es aber in den nächsten Wochen mit Aufmerksamkeit zu lesen und immer wieder Vers für Vers, Wort für Wort zu durchschreiten. Vielleicht kann es diese frühlingshafte Wirkung für euch haben, wie bei Simone Weil: Dass der Glaube grünt, sprießt und neu auflebt.
Für Gott. Für andere. Für euch.